Seitenwind

Fotobuch

Innsbruck, Mai 2019
Mit diesem Fotobuch zum Fest der Bücher und des Lesens am 28.Juni 2019
feierte die Aep Frauenbibliotheke ihr 40-jähriges Bestehen  1979-2019.

 

Seitenwind Bildershow in der Innsbrucker Stadtbibliotheke

 

Bildershow
Die Bildershow im Foyer der Innsbrucker Stadtbibliothek im September 2019
blätterte durch das Fotobuch „Seitenwind“.

Seiten im Wasser

 

Alle einzelnen Fotos des Buches Seitenwind ansehen

 

Einleitungstext im Buch

Was alles mit Büchern gemacht werden kann ….
Diesen Denkanstoß und den Freischein ihn zu erweitern, sowie ein paar beispielhafte Titelideen übergab mir Auftraggeberin Monika Jarosch (Juristin, Obfrau der Frauenbibliotheke AEP, Herausgeberin der AEP Zeitschrift).
Sie stellte sich skurrile, humorvolle Fotos vor.

Was für ein vergnüglicher Auftrag.
Danke, Monika Jarosch.
Danke, Lisa Gensluckner (Geschäftsführerin AEP).

Ich fotografierte und sinnierte dann drauflos, Bildideen ohne Titel, Titel ohne Bildideen. In Gesprächen mit Freundinnen bekam ich auch die eine oder andere Idee geschenkt.

Dafür danke ich:
Monika Jarosch für ihre Bildidee ein Buch ausführen — wie ein Hunderl. Während der Aufnahmen fiel ihr auch schon der passende Titel dazu ein: Buchführung. Mit zwei Hunderl, sagte sie, wäre es dann die Doppelte Buchführung.
Sofort war sie auch bereit als Darstellerin für die Parkbankidee mitzuspielen. Die Ambivalenz zwischen Nickerchen und einer gesunden Watsche der Schlagseite, war so überzeugend, dass ein Parkbesucher erschrocken im Spazierschritt innehielt, bis er mich mit Kamera hinterm Baum entdeckte.

Bei einem gemütlichen Glaserl im gerade windigen Garten von Gabi Plattner (Geschäftsführerin Tiroler Frauenhaus) plauderten wir über Bildideen, u.a. von fliegenden Seiten im Wind. Spontan war sie bereit, den Wind auf der Stelle zu nutzen und für die Aufnahme Buchseiten in Windstöße zu werfen. Anschließend fand sie den Titel Seitenwind. Beim Abschied fiel ihr ein weiterer lustiger Titel ein: BücherEi.
Darüber hinaus zwickte sie sich mitten in ihrem sehr dichten Arbeitsprogramm ein paar Minuten Bürozeit ab und posierte in ihrem Büro für Buchdruck, wobei sie sich kaum verstellen musste. Noch immer Mai und gerade wieder beim Tröpfeln knipsten wir schnell am Marktplatz in Innsbruck das Offene Buch und die Büchernärrin.
Aufmerksam beriet sie mich auch bei der Fertigstellung des Buches und verpasste zu guter Letzt noch einer Fotografie die Eselsohren.

Eine große Hilfe war mir auch Sieglinde Schauer (Reitlehrerin) von deren Handstandfreuden in freier Natur ich wusste. Für sie war es ein Leichtes, auf einem instabilen Bücherstapel anstatt einem Pferderücken im Handstand zu stehen. Sie nannte ihn den Buchstand. Nachdem wir Variationen mit dem Buchstapel fotografiert hatten, assistierte sie mir noch für überbucht. Dafür legte ich mich mit der Kamera ins Feld, und sie warf Hände voll Bücher hoch in den Himmel, die dann auf mich niederprasselten. Ein ganz neues Erlebnis. Dafür gibt es bestimmt auch einen Titel.
Für die Buchmacherin ging sie mit mir zu ihren Pferden und verteilte Bücher zum Spielen. Als sie spontan daraus vorlas, drängten sich gleich zwei Pferde interessiert an sie, hörten aufmerksam zu und wollten am liebsten auch selber fotografieren.

Anna Maria Mackowitz (Germanistin und Malerin) formulierte beim Anblick der Pferdefotos das Schulbuch um in Rezension, fand Titel wie seitenweise und den Bücherberg.

Ein freundlicher Bauer half mir, als ich für Bücherei an seine Hoftür klopfte, wo ich schon einmal beim Vorbeifahren Hunderte Hendln auf der Wiese herumgackern und picken sah. Ich durfte fotografieren. Er gab mir auch praktische Verhaltenstipps, um die Hennen nicht zu verschrecken. Peter Schwaiger (Goggei Freilandeier) schenkte mir für die Aufnahme drei seiner Goggeier mit Federchen und schickte für mich seine Hühnerschar extra früher auf die Wiese.

Meine mich wie immer unterstützende Schwester Waltraud Gasteiger legte mir den Bücherwurm in das Ohr und viele neue Ideen.

Diese und andere Ideen muss ich bleiben lassen.
Was Bücher alles können und wir mit ihnen machen können, ist schier grenzenlos und unbeschreiblich.

 

 

 

Kein Teppich für den Duce

Kunstdokumentation

November 2004, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck
Installation fotografiert im Auftrag der Künstlerinnen.
Malerei: Anna Maria Mackowitz und Gitti Schneider
Hörstück: Erika Wimmer

 

 

Text aus dem Hörstück von Erika Wimmer

“kein teppich für den duce_zeigt her eure füsse, zeigt her eure schuh”
Das Ausrollen des Teppichs für einen skrupellosen Machthaber ist ironische Geste und eine Aufforderung, die Geschichte zu begehen: spielerisch, der Wahrheit verpflichtet und erhellend. Geschichte ist nicht nur dort, weit zurück in der Vergangenheit oder bei den anderen, sie ereignet sich hier und jetzt.
Die Installation rollt dem „duce“ keinen roten Teppich aus. Vielmehr schafft sie einen Raum, in dem beobachtet, registriert, gehört wird. Wer ist der „duce“ und wie ist sein Schritt? Was ebnet ihm den Weg? Im Gewebe aus Stimmen, Meinungen und Haltungen, im Spiel mit Belanglosigkeit und Hintersinn verschwimmen die Grenzen zwischen Macht und Abhängigkeit…

er kommt nicht unvermittelt. er kündigt sich an. er ist schon da und nähert sich schleichend. im allgemeinen schweigen macht er sich platz. er weiß das achselzucken zu nutzen. während andere nur reden, handelt er. während andere streiten, schart er um sich. er spricht eine einfache sprache und hat schnelle lösungen in der tasche. er verkörpert das machbare und verleiht sicherheit. er gewinnt gut und regiert schlecht und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch // er wird verschwiegen und zu einem mythos. dadurch erscheint er fremd. damit ist er fort und weg. dann hat es ihn nie gegeben. es hat ihn nie bei einem selbst gegeben. manche vergessen ihn und kennen sich nicht aus. man will sich nicht erinnern. man will nicht dabei gewesen sein. er ist das bedauerliche, das geschehen ist. er ist das letzte, was hätte geschehen dürfen. als ausgestoßener kommt er so sicher zurück wie das amen im gebet…